
Kein anderes Motiv wird so sehr mit der modernen Stadt verbunden wie der Fernsehturm. Eine besondere Erfolgsgeschichte zu der auch das Grafikdesign beigetragen hat.
Das Motiv des Fernsehturms ist allgegenwärtig: Im öffentlichen Raum, in Erscheinungsbildern, als Fototapete und sogar als Tätowierung – der Fernsehturm ist ein fixer Bestandteil unserer visuellen Kultur geworden und eine Ikone der modernen Stadt. Aber warum ist das eigentlich so? Und was hat das Grafikdesign damit zu tun? Das ist Thema meines Beitrags zum neuen Band der Deutschen Gesellschaft für Designgeschichte.
Autor: Linus Rapp, Herausgeber: Thilo Schwer und Theres Rohde
Leseprobe
„Die Beliebtheit des Motivs Fernsehturm ist ohne die besonderen Voraussetzungen, wie den Wiederaufbau, das Kräftemessen der politischen Systeme, ohne den Siegeszug des Fernsehens, ohne die Professionalisierung im Städte- und Tourismusmarketing kaum erklärbar. Blickt man auf die Geschichte grafischer Rezeption von Fernsehtürmen wird deutlich, dass die Entwürfe gestalterisch nur in Einzelfällen progressiv waren, die Bedeutung für politisch und kommerzielle Zwecke war hingegen umso höher. Die Ursache für den Erfolg liegt damit in erster Linie in der symbolischen Aufladung.
Fragt man nach der Erfolgsformel, die dem Motiv zu Grund liegt, so kann diese es auf die Elemente Einfachheit – Wiedererkennungswert – Symbol zusammengefasst werden: Die schlanken Türme waren in ihren Silhouetten ebenso eindeutig wie einfach zu rezipieren – für die Grafiker:innen als auch das Publikum und wurden somit zu Identitätsmerkmalen der modernen Großstadt. Mittlerweile ist der Fernsehturm, zumindest hierzulande, politisch uninteressant geworden und auch die touristische Attraktivität lässt vielerorts nach, die Bedeutung als Identitätsobjekt breiter Bevölkerungsschichten erscheint hingegen ungebrochen. Die grafische Rezeption von Fernsehtürmen ist 70 Jahre nach ihrer Erfindung allgegenwärtig und gehört fest zu unserer visuellen Alltagskultur.“
Linus Rapp: Der Fernsehturm im Grafikdesign. Symbol für Stadt, Stadt und Sender (2024)





Abbildungen: Hans Detlefsen: Sonderwertpostzeichen „Fernseh- und UKW-Turm. Berlin Hauptstadt der DDR“, Deutsche Post, 1969; Werbeagentur Pars pro toto (© Württembergischer Leichtathletik-Verband e.V.); 1969; Gestalter/in unbekannt: Sonderpostwertzeichenheft „Weltfestspiele der Jugend und Studenten“, 1973, Deutsche Post (DDR); Cover der form 44, © Courtesy Verlag form; Gemeinschaftsproduktion der Wulle-Trinker:innen: Plakatkampagne, 2023 (© Dinkelacker-Schwaben Bräu GmbH & Co. KG)